Wie wir hier sehen konnten: Gyms in China ist ein Besuch in einem Gym in China recht abenteuerlich und kaum mit dem in Deutschland zu vergleichen. Genau genommen, gibt es aber auch bei uns ein paar Charaktere, die es wohl in jedem Studio gibt und die in puncto ‚Groteske‘ ebenfalls nicht ganz unerheblich sind:
Folgende Individuen sind mit in meinem Flex aufgefallen:
Der Abklatscher
Hier haben wir einen in der Regel männlichen Sportler in seinen 20er, der sein Erscheinen im Gym zelebriert und entsprechend gehuldigt werden will. Jeden der ihn auch nur einmal zugenickt hat, hält er die schwitzige Pranke zum Abklatschen hin, dass der Schweiß nur so über die Geräte plattert. Bist du gerade mitten in einem Set, stellt er sich neben dich und wartet tatsächlich, bis du fertig bist, nur um das Ritual zu vollziehen. Im schlimmsten Fall labert er währenddessen. Überflüssig zu erwähnen, dass bei der Verabschiedung sich das gleich noch einmal vollzieht.
Die Labertasche
Dieser spielt in einer ähnlichen Liga wie der Erstgenannte. Zuhause wird ihm kein Gehör geschenkt, so flüchtet er sich in die temporäre Anonymität des Gyms, wo er wildfremden Leuten erzählen kann, was niemand hören will oder gar interessiert. Grob wird es, wenn sich so ein Individuum auf einem Cardio-Gerät neben dir platziert und man quasi für mindestens eine Trainingseinheit an ihn gebunden ist. Das Sozialprotokoll verbietet es dabei, sich einfach die Kopfhörer in die Ohren zu stecken, um den Laberer eine Abfuhr zu erteilen. Warum ist das so?
Der Rentner
Es liegt in der Natur der Sache, das wir hier einen etwas fortgeschrittenen Sportsfreund haben. Vor allem morgens trifft sich ein eingeschworener Kreis von alternden Cross Trainern, um alles zu teilen worum es im Leben noch geht: Krankheiten. Ähnlich wie beim Morgenschwimmen, grüßt jeder jeden und empfängt Neuankömmlinge mit der unverfänglichen Frage: „Na, was macht die Gesundheit?“ In retour erhält man ein Zusammenfassung von Ischias Zuständen, Gastritis Plagen, Rheumaattacken oder auch Blasenschwäche. Auf kurze Sicht gesehen, ein sehr witzige Nutzergruppe, langfristig eher nervig, denn bei den Gesprächen belagert man gerne mal ein oder zwei Geräte für eine gefühlte Stunde.
Die Leser
Hier haben wir eher weibliche Sportler 40+, die auf den Geräten den Brockhaus auspacken und für 3 Stunden im Schneckentempo Sport treiben, um dabei lesen zu können. Dieses Phänomen muss mir mal noch wer erklären, denn zumindest die physikalische Ertüchtigung erschließt sich mir nicht.
Der Dokumentar
Meist mit einem kleinen Heft bewaffnet, wird jede noch so kleine Bewegung dokumentiert. Überall am Körper hängen Kabel und Zähler jeglicher Couleur, um nach dem Sport alles haarklein im Internet zu dokumentieren. Die geistige Zerstreuung die so eine Ertüchtigung mitbringen sollte, bleibt dabei völlig auf der Strecke.
Der Pumper vor dem Herren
Verdunkelt sich das Innenlicht abrupt, hat die 2 x 2 Meter Kante das Heiligtum betreten. Hierbei handelt es sich meist um ein Männchen, das entweder Mehmet, Kai oder Vitali heißt und mehr oder weniger zum Inventar gehört. Jeder kennt hin, jeder blickt ehrfürchtig zu ihm auf wenn er 200 KG auf der Bank drückt und allein 2 andere Sportler damit beschäftigt sind, als Absicherung hinter ihm zu stehen. Bewaffnet mit einer 5L Flasche isotonischer Plörre und Bananen mümmelnd fachsimpelt er mit dem Personal, wie er beim Faszien Training noch einen halber Millimeter mehr am Unterarm bekommen kann oder die Definition am Unterschenkel optimiert. Bei Frauen wirkt er wie ein teures Gemälde, schön anzuschauen – aber zu Hause will ihn keiner.
Diese Version gibt es übrigens auch als burschikos weiblich und sie rülpst mit den Männern gerne um die Wette.
Der/die Gezwungene
Hier haben wir jemanden, der da gar nicht sein will. Entweder hat der Partner etwas gesagt, der Arzt hat Druck gemacht oder allgemein steht ein Bikini Urlaub an. Man sieht seine Unlust förmlich, zwischen jedes Set zwängt sich eine 10-minütige Pause in der am Telefon gespielt wird. Das Sport Intermezzo dieser Gruppe währt in der Regel nur kurz, nach ein paar Wochen sind sie wieder verschwunden, können aber mit der Mitgliedskarte ganz vorn in der Geldbörse immer noch bei den Mädels punkten. Durch ihre lange Belagerung der Geräte und den damit verbundenen nichts tun, kann es schnell zu Konflikten mit eben diesen kommen.
Der ‚Wer?‘
Man sieht ihn/sie häufig, keiner hat jemals mit ihm/sie geredet und überhaupt ist die ganze Person schwer sozial integrierbar in diesem Mikrokosmos. Immer mit Kopfhörern im Ohr, unempfänglich für Konversation verfolgt das Individuum seinen Trott, egal was um es herum geschieht. Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen. Nur der Sache verschrieben.
Das dürfte dann ich sein, in 2 Jahren habe ich mich nicht einmal mit jemanden dort unterhalten, aber das ist ja auch keine Bibliothek, sondern ein Sporttempel. Meine Meinung…