Bezeichnet man jemanden der 8 Jahre in einem anderen Land lebte als Reisenden, Expat oder Auswanderer? Ich bin nicht sicher, aber wahrscheinlich ist es ohnehin nur Wortklauberei.
Im Dezember 2006 machte ich mich allein auf nach China, kein Geld in der Tasche, in Deutschland alles verkauft, aber einen Arbeitsvertrag für 2 Jahre im Gepäck. Im Januar 2015 bin ich verheiratet und meine Frau erwartet unser erstes Kind. Im Inneren die Sicherheit, das am Status Quo etwas geändert werden soll, also machten wir uns im Dezember auf, innerhalb eines Monats in Deutschland die Weichen für etwas neues zu stellen.
Jetzt, 3 Tage später haben wir Oneway Tickets hier bei uns und auch eine Arbeitsvertrag ist wieder unterschrieben. Dieses mal allerdings in Deutschland, dieses mal unbefristet, dieses Mal etwas ganz neues. Nach einem Monat Deutschland mit der Gewissheit hier in China alle Segel zu streichen, erscheint einem alles was hier zum Nachteil ist noch intensiver. Dreck erscheint dreckiger, Lärm erscheint lauter und Menschenmassen erscheinen noch quirliger. Wir zählen die Tage bis zum Abflug.
Viele Dinge müssen wir noch erledigen. Zum einen ist da die Verschiffung unserer wenigen Habseligkeiten. Wenn man 8 Jahre immer mit der Gewissheit lebt wieder zu gehen, dann hält man sich mit Anschaffungen zurück. Positiv dabei ist, das in China Apartments stets möbliert vermietet werden. Die drei angefragten Umzugsfirmen haben unsere Besitztümer auf 4qm bemessen, eine Menge die mit 1,200 Euro zu Buche schlagen wird.
Neben banalen Gegenständen gibt es auch noch eine Katze zu versorgen. Am Heiligabend 2008 als Baby auf einer Hauptverkehrsstraße aufgelesen, haben wir unseren Kater über Jahre gepflegt. Einmal wurde er schon als tot befunden, doch wir haben ihn wieder aufgepäppelt. Die Tortur der Quarantäne und Verschiffung wollen wir ihm ersparen, also haben wir ein neues Heim für ihn gesucht. Am kommenden Wochenende heißt es dann Abschied nehmen.
Doch was ist schon der Abschied von einer Katze, wenn man seiner hochschwangeren Frau für einen Monat „auf Wiedersehen“ sagen muss? Um einen guten Start in Deutschland zu garantieren, sind viele Vorbereitungen von Nöten, weshalb ich einen Monat vorher durchstarten werde. Wohnung, Auto, Einrichtung, alles muss neu angeschafft werden. Hinzu kommt die Unsicherheit, dass das Nachzugsvisa nicht rechtzeitig kommt oder unser Felix den Drang hat den mütterlichen Schoss früher als geplant zu verlassen. Doch wir sind positiv, was bleibt uns anderes übrig.
Was bleibt von China? Die Erkenntnis, eine lehrreiche Zeit gehabt zu haben, die mir viel gebracht hat, privat als auch beruflich. Allerdings auch eine pessimistische Perspektive, denn im Prinzip tut mir dieses kalte und bereits über Längen zerstörte Land leid. Für den Preis des Wachstums wird alles über Bord geschmissen, auf Kosten der zukünftigen Generation. Es ist gut das wir gehen, die Einbußen bei der Lebensqualität stehen in keinem Verhältnis zu den wenigen Vorteilen die man hier hat. Schade ist es selbstverständlich auch um die Freunde und die Familie die Zurück bleiben. Viele sind über die Jahre gekommen bzw. gegangen, nur wenig waren so lange hier wie wir. So haben wir überall in Deutschland Bekannte, die mit uns die gleiche Erfahrung teilen. Wie man so schön sagt, wir gehen mit einem lachenden und einem weinenden Auge, doch das lachende ist bedeutend größer. Selbstverständlich hoffen wir, das am Ende alles gut für China ausgeht, nicht zuletzt um den Willen unserer Lieben hier. Uns sieht dieses Land allerdings nur noch als Touristen wieder, aber dann auch nur wenn es sein muss.
Was schreibe ich dann noch hier? Zunächst einmal über die Qualen der Rückkehr, dann sehen wir weiter. Vielleicht gibt die Distanz zu China die Möglichkeit zu neuen Blickwinkeln? Vor allem beim Umgang in Deutschland mit diesem Land. Wir werden sehen, man ist noch jung, man ist noch voll Energie, wenn nicht jetzt, wann dann?